„Nichts Schöneres unter der Sonne, als unter der Sonne zu sein…“

„Schliesse die Augen… und was du dann siehst gehört dir!“, heisst es irgendwo. Heute beim Meditieren machte ich eine andere Erfahrung: „Öffne die Augen.. und was du dann siehst bist du!“ Der Blick aus dem Zendo in diesen Frühlingstagen macht es einem leicht, die Augen offen zu halten. So überwältigend strahlt die üppige Vegetation einem entgegen. Die Erde „schwitzt Grünkraft“, wie es Hildegard von Bingen sagt. Nach den reichen Regenfällen und den steigenden Temperaturen jetzt, quillt Leben aus der feuchten Erde, vom zarten Mohn, der oft nur kurz blüht bis zum zähesten Unkraut, das aus kleinsten Ritzen keimt. Mit einer Grosszügigkeit, dass es mir die Sprache verschlägt.
Vor etwas über einem Jahr blühte auch einer der ältesten Mandelbäume auf dem Gelände mit grosser Pracht und schmückte sich, zum 1.Mal seit vielen Jahren, mit unzähligenMandeln. Es war sein 2. letztes Geschenk, denn in diesem Jahr musste ich feststellen, dass er gestorben war. Als letztes Vermächtnis wärmte mich sein Holz in den vergangenen, kalten Wochen.
Wie wunderbar, dass manche Pflanzen in einer Art Ahnung der Unbeständigkeit, noch einmal alle Kraft und Schönheit verschenken. Gelegentlich geschieht das ja auch mit uns Menschen, dass wir erst im Angesicht der Endlichkeit zu blühen wagen und endlich leben, was wir uns bislang nur vorgenommen hatten.

Die Natur bezeugt ihre Bereitschaft zu leben und uns mit Leben zu versorgen. Obwohl wir Teil davon sind, bezeugen wir einmal mehr unsere Blindheit dafür, wenn wir neue Kriege anzetteln, vordergründig „das Böse“ oder „den Bösen“ bekämpfend, aber letztlich motiviert von der Gier nach eigenem Vorteil und Macht. „Aber der Strich, der das Gute vom Bösen trennt, durchkreuzt das Herz eines jeden Menschen. Und wer mag von seinem Herzen ein Stück vernichten?“ sagte Alexander Solschenizyn. So versuchen wir weiter, die andern zu vernichten und als Sündenböcke abzustempeln, auch wenn es so für niemanden Zukunft gibt. Wie wünsche ich mir, dass Menschen, die den Weg hier her finden, in der Begegnung mit der Schönheit der Natur und der Stille der Meditation, zu kleinen und grossen Erfahrungen finden, und die Einheit aller Wesen und Dinge erinnern und verkörpern als einzige Wirklichkeit. Und dass sie sich davon nähren und inspirieren lassen und so immer mehr zu Zeugen dieser Einheit allen Lebens werden! Nebst Ferien gibt es in diesem Jahr noch folgende Gelegenheiten: 3.-12. August Fasten / 6.-13. Oktober Zazen, Samu (Arbeit in Sammlung) und offene (gemeinsame) Zeiten.

2019 gibt es vor dem traditionellen Fastenkurs vom 5.-14.April wieder eine offene Fastenzeit, in der man die Dauer selber bestimmen kann. Start wird um Mitte März herum sein. Und dann das Frühjahrssesshin vom 27.April – 4.Mai. In Dankbarkeit für das Unterwegssein mit euch hier und in der Schweiz! Sehr herzlich Marcel

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